M 65/66: Das Leo-Triplet
Der Frühling bietet uns freie Blicke zu vielen Galaxien. Ein Highlight für kleine und große Teleskope ist das Leo-Triplet.

Gab es vor über 240 Jahren ein Problem? Im Jahr 1780 beobachtete Charles Messier erstmals die beiden Galaxien M 65 und M 66 und hielt sich vermutlich für den Erstentdecker. Doch auch der spätere Direktor der Pariser Sternwarte Pierre Mechain inspizierte die Galaxien und wurde als Entdecker gehandelt. Vermutlich kein Konflikt, nur ein Patzer in den Aufzeichnungen, der sich in manchen Quellen aber bis heute hält. Soviel man weiß, arbeiteten beide bei der Katalogisierung von Deep-Sky Objekten zusammen. Beide jedenfalls übersahen die dritte Galaxie: NCG 3628.
Diese macht dieses wunderschöne Triplet aber erst komplett. Es gehört zu den schönsten und hellsten Galaxiengruppen am nördlichen Sternenhimmel. NGC 3628 ist auch als Hamburger-Galaxie bekannt, weil sie mit einem Staubband in der Mitte wie ein Burger aussieht. Was wären dann die beiden Messier-Objekte: vielleicht zwei saftige Pattys?
Drei gewaltige Galaxien
Das Trio aus M 65, M 66 und NGC 3628 steht in einer Entfernung von 35 Millionen Lichtjahren zum Sonnensystem. Die Galaxien bilden eine Einheit und zwei Mitglieder haben eine gemeinsame kosmische Vergangenheit. Forscher gehen davon aus, dass sich M 66 und NGC 3628 einst begegnet sind. Die Galaxien haben ähnliche Durchmesser zwischen 85.000 und 100.000 Lichtjahren und reichen damit an die Größe der Milchstraße heran.

Das Trio beobachten
In einer mondlosen Nacht unter einem Landhimmel zu stehen. Herrlich. Unter diesen Bedingungen können Sie die beiden Messier-Galaxien mit einem 10x50 Fernglas als kleine und leicht längliche Nebelspots erkennen. In einem 8-Zoll Teleskop bei 50-facher Vergrößerung sehen Sie alle drei Galaxien in einem Gesichtsfeld und einen 6 mag hellen Stern in der Mitte. Was fällt sofort auf? Die unterschiedliche Ausrichtung und die Helligkeitsunterschiede zwischen M 65 und der besser sichtbaren M 66. Im Okular sind beide voneinander etwa 20‘ getrennt. Beide zeigen eine helle Kernregion und sind deutlich länglich geformt. In größeren Teleskopen sehen Sie weitere deutliche Helligkeitsunterschiede.
Ein leichter Weg zu den Galaxien
Von Schwanzstern des Löwen Denebola liegt das Trio sieben Grad entfernt. Es gibt einen leichteren Weg zum Ziel: über den Stern θ Leo, der Hinterlauf des Löwen. Etwa 5 Grad südöstlich treffen Sie auf ι Leo mit einer Helligkeit von 3,9 mag. Auf einer gedachten Linie genau zwischen diesen beiden Sternen finden Sie das Leo-Triplet.


Autor: Marcus Schenk
Marcus ist Sterngucker, Content Creator und Buchautor. Seit 2006 hilft er Menschen, das richtige Teleskop zu finden - heute über Texte und Videos. In seinem Buch "Mein Weg zu den Sternen für dummies Junior" zeigt er jungen und junggebliebenen Leuten, was sie am Himmel entdecken können.
Als Kaffee-Junkie hätte er am liebsten seine Siebträger-Espressomaschine auch unter dem Sternenhimmel dabei.